Meine Horrorfahrt habe ich zuletzt im Pfefferpost schon beschrieben, als wir endlich im Gebiet ankamen war die erste Begegnung mit dem Taxifahrer, dass es sich selbst versuchte heimlich ein grosszügiges Trinkgeld von 25% auf den Taximeterpreis aufzuschlagen. Vorher wurde ich jedoch schon gewarnt dass Touristen in Vietnam schlimmer versucht werden abzuzocken als anderswo und somit war ich natürlich hinterher mein Rückgeld zurückzubekommen. Die nächste Schwierigkeit war mitten in der Nacht das Hostel des Italieners zu finden mit dem ich mich treffen wollte, da es wie sich später herausstellte dass der Name recht neu ist und erst nachdem ich wo googeln konnte wo es ist fand ich es auf Nachfrage dann sofort fand. Da es inzwischen 1 Uhr war, und ich seit 19h wach sowie seit 16h unterwegs bin, ging ich nur noch ins Bett und wachte nicht vor 12 auf, um mich ersteinmal abzusprechen wie der Plan ist und den Spanier kennenzulernen, der auch auf dem Motorradtrip mitmischt und seinem Schnauzbart an Borat erinnert, nach einem Haarschnitt jedoch Freddy Mercury ähnelt. Jeder hatte sich schon ein Motorrad gekauft, zuletzt der Italiener mit dem ich mitging und er sich seines kaufte, während ich sah worauf es ankommt, wie es abläuft und wie man überhaupt an ein gebrauchtes Motorrad kommt. Der nächste Tag fuhr ich ein Motorrad probe, jedoch startete es nicht und ein Mechaniker tauschte die Zündkerze bevor ich einmal um den Block fahren wollte und mich dermassen verfuhr, dass ich nachdem ich etwas panisch nichts mehr fand das bekannt war und alles gleich aussah, wieder denselben Weg zurück verfolgte und erst nach gefühlten Ewigkeiten ankam, mir es jedoch nochmal überlegen wollte, während das Motorrad überholt und repariert wurde. Abends, gingen wir in eine Bar, wo ich den Franzosen unserer Gruppe kennenlernte und ein Australier, der mit seinen Freunden ihre Bikes verkauften. Die alten Honda Win Maschienen sind die häufigsten im ganzen Land sodass es die beste Wahl ist um sich unterwegs bei einem Versagen irgendwelcher Komponenten helfen zu lassen. Beliebt durch den günstigen Preis sind noch russische Minsk Maschinen, die recht robust und zuverlässig, jedoch kaum auf den Strassen unterwegs sind, wenn dann nur durch Touristen gefahren werden, trotzdem hält sich bei der Onlinerecherche das Gerücht dass Minsk eine gute Wahl ist. Als ich am nächsten Tag ausgeschlafen war und mit dem Australier traf, bekam ich ein Motorrad, welches ein viel besseres Fahrgefühl hinterlies, und nach etwas verhandeln 100€ weniger kostete als die vom Vortag, weswegen die Entscheidung leicht fiel, auch wenn diese Semiautomatisch war, ich also schalten musste, jedoch keine Kupplung hatte. Ob dies gewollt oder aufgrund eines Defektes der Fall ist weiss ich nicht, zumindest sind alle Honda Wins die ich bisher sah manuell zu schalten und meine hat noch die Befestigung des Kupplungshebels, jedoch würgt sie in keinem Gang ab wie ein manuelles Motorrad sondern bleibt ruhig wie ein Roller, sodass ich selbst aus dem vierten Gang anfahren kann wenn ich den Motor starte, also vielleicht ist es tatsächlich ein Umbau oder eine Variante. Schnell noch zur Bank um das Geld abzuheben und alles ist gut, jedoch wählte ich den falschen Betrag und musste nochmal abheben, was mir an jedem der getesteten 7 Automaten verwährt wurde, was mich mehr als nur verzweifeln liess und ich mir vorerst Geld leihen musste, wir jedoch soweit startklar waren, dass nur noch die Motorräder alle von einem Mechaniker überprüft werden mussten und die Fahrt schon losgehen konnte.
Tag 1
Da bei mir am meisten gemacht werden musste, konnte ich es erst um 9:00 des nächsten Tages abholen, es dauerte aber noch beinahe eine Stunde länger bis alle Lichter wieder verdrahtet waren und wir das Gepäck aufladen konnten. Natürlich durften die Bilder vor dem Trip nicht fehlen und so posierte jeder mit seinem Motorrad bevor wir uns in den Verkehr stürzten, der chaotischer ist als sonstwo, wahrscheinlich aber auch nur weil ich es hier noch nicht gewohnt bin und jedes Land seine eigenen "Regeln" hat, auch wenn es auf den ersten Blick keine zu geben scheint. Ganz gut hat sich bisher etwas bewährt dass ich zuerst als wahrscheinlich recht nervtötend abgetan habe, und zwar kommt beim blinken nicht nur ein optisches, sondern auch ein akustisches Signal und beim Überholen wird noch mehr als schon in Kambodscha gehupt als "Achtung!" oder "geh aus dem Weg" Signal. Die gutgemeinte Warnung sorgt allerdings im Verkehrstumult einer Stadt wie Saigon, die ja offiziell Ho Chi Minh City heisst, für einen niemals endenden Lärmpegel, der nachts kaum weniger als Tagsüber wird. Es war nicht der beste Startpunkt, besonders da die anderen nie Motorrad gefahren sind, sich somit nichtnur mit dem Verkehr und dem neuen Fahrzeug, sondern auch mit dem Fahren an sich zurechtfinden müssen, dazu kommt dass man einen 360° Rundumblick braucht, auch wenn der Hintendran anscheined selbst schauen muss wie er aufpasst, da man von allen Seiten umkreist ist von verschiedenen Fahrzeugen die einen überholen, am Strassenrand sind viele Fahrzeuge wie LKW oder Fahrrädern denen man ausweichen muss, vom Gehweg falls vorhanden wird einfach auf die Strasse gefahren wird, da der hintendran ja schauen muss wie er aufpasst und die Strassen sind auch nicht in bester Kondition. Zudem ist die Federung viel weicher, gerade wegen den schlechten Strassen, was aber das Motorrad etwas schwammig anfahren lässt bis es schnell genug ist um stabil zu sein. Alles in allem jedoch kämpften wir uns wacker durch Saigon als uns ein Regenschauer mehr oder weniger überrasche, wir waren darauf eingestellt indem das Gepäck bestmöglich bedeckt war, und wir einen Regenmantel griffbereit hatten, den wir im Schutz eines Unterstandes anzogen. Wir fuhren immer immer noch durch Städte, die so aneinander grenzten, dass ich keine Ahnung hatte wo Saigon zu Ende war, jedoch machten wir irgendwo dann eine kleine Pause um zu Mittag zu essen und zu Fragen in welche Richtung es geht, jedoch selten jemand ansatzweise verstand was wir wollten. Auch war es schwierig nach dem Preis zu fragen, da Handzeichen teilweise nicht wie bei uns verstanden werden und englisch in Ländlichen gebieten weniger verbreitet ist als selbst in Saigon im Touristenviertel schon und wir ohne den Franzosen, der ein paar Wörter und Zahlen kann oft noch aufgeschmissener wären, trotzdem muss man oft testen ob die Frage verstanden wurde, oder nur einfach wie in Thailand zugestimmt wurde ohne zu verstehen worum es geht. Ins Mekong Delta, das Hauptreisanbaugebiet Asiens, geht es Richtung Süden, also gegen unsere eigentliche Fahrtrichtung. Die Landschaft ist extrem schön, einfach soweit das Auge reicht Reisfelder und Palmen, und dazu ein Hauch Abenteuer und Wildnis mit den alten Maschinen. Ich habe im Internet gelesen dass es sich anfühlt wie ein Midlife Crysis Roadtrip, ausser dass man Mitte bis Ende Zwanzig ist und einfach unbeschreiblich soviel Zeit auf der Strasse zu verbringen. Wir kamen gegen Abend in My Tho an, wo wir kurz vor dem Hotel von einem heftigen Regenschauer heimgesucht wurden, der aber genauso schnell verebbte wie er kam und wir in leichtem Regen im Hotel ankamen. Meine Sachen waren Teilweise Nass, da ich nur einen an den Seiten offenen, dafür bis zum Boden reichender Regenmantel für mein Gepäck habe und noch nicht genau herausgefunden hatte wie ich am besten alles sicher und trocken Verstaue. Hier war nicht viel los, wir fanden gerade so Essenstände und nachdem wir einen guten Preis verhandelt hatten und gut asen, wurde nach etwa einer halben Stunde Diskussionen weshalb der Preis mehr als das dreifache war aufgeklärt, dass dies die üblichen Preise sind und nichts daran gemacht werden wird. Sehr zu unserem Ärger blieben wir, als es irgendwann ums Prinzip ging und verhandelten bis wenigstens ein wenig nachgelassen wurde, fühlten uns aber etwas hintergangen und fragten seitdem lieber mehrmals um sicherzugehen dass uns das nicht nochmal passiert.
Tag 2
Am nächsten Morgen machten wir eine Tour über einige Inseln im Mekongarm und sahen Krokodilfarmen, schwimmende Fischzuchten, und einer Rudertour durch einen der Inselkanäle. Viel zu spät ging es wieder auf die Strasse und das häufige nach dem Weg fragen, pausieren und sonstige Unterbrechungen kamen wir vor Einbruch der Dunkelheit nicht an und mussten Feststellen, dass die Lichter nicht sehr effektiv waren und wir gerade auf einem schlechteren Straßenabschnitt waren, somit sehr langsam Fuhren. Auf der Schnellstrasse verlor ich die Gruppe in der Masse und fuhr in die Falsche Richtung, nachdem ich niemanden einholen konnte, zurück zur Abzweigung fuhr und diese nahm. Eine halbe Stunde recht zügiges Fahren später verzweifelte ich im Dunkeln, alleine, unsicher wo ich hinmuss und niemand weit und breit zum fragen. Zum Glück sah ich die verpassten Anrufe und SMS und meldete mich als ich immerhin den Namen der Stadt grob wusste, da die Aussprache anders ist als was man liesst und ich es nichtmal schreiben konnte. Ich fragte mich also durch nach Gucci bis ich in einer Stadt ankam und Schilder mit Cu Chi fand und dann wenigsten wusste worums geht. Nicht ahnend dass ich in der Richtigen Stadt bin nach einer Tour über Dörfer angekommen war. Stattdessen folgte ich den Schildern zu den 20km ausserhalb gelegenen Cu Chi Tunnels, der Zweck unseres Besuchs, um mich dann mitten im Nirgendwo durchzufragen wie es denn zur Stadt geht. Wieder zurück und wieder etwas entspannter kam ich an und rief die Jungs an mir die Adresse diesmal per SMS zu schicken um etwas zum Zeigen zu haben und so fand ich das Hotel nur einen halben Kilometer weiter, als mir Manu, der Franzose entgegen kam und die Anspannung purer Erleichterung und Freude wich. Trotz den anderthalb Stunden Trennung waren sie nicht lange vor mir angekommen und wollten schonmal essen gehen.
Tag 3
Wir fuhren ohne Manu zu den Tunnels, er kannte es schon, und sahen interessiert den Einfallsreichtum, Erfindungsgeist und die Listigkeit mit der die Vietnamesen sich gegen die Amerikaner verteidigten, wie sie aus Gefallen Bomben, neue Waffen und grausame Waffen bastelten, unexplodierten Sprengstoff in neue Waffen wandelten und sogar aus Reifen Schuhe bastelten, die beste Leistung waren jedoch die 250km Tunnelwerke in mehreren Ebenen, zu eng für grosse Westmenschen und mit Gepäck kaum Passierbar, für 20 Jahre jedoch sicheren Schutz und Verteidigung bot. Ein Ausflug auf die Schiessbahn wo mit Amerikanischen und Vietnam Waffen geschossen werden konnte ging es durch die Tunnels, in den 100m das Shirt komplett durchgeschwitzt werden liessen und zu typischen Essen einer Wurzel, welche fast wie Kartoffeln schmeckte und zum täglichen Proviant der Soldaten gehörte. Insgesamt dauerte der Ausflug 3h und wir kamen wieder viel zu spät los, jedoch mit einem sehr guten omletteartigen Essen das wie Wraps mit allerhand Blättern in Reispapier gewickelt wird, wonach wir durch wunderbar ländliche Ortschaften fuhren und die Reisplantagen gegen übliche Vegetation und Obstplantagen getauscht wurden. Es wurde wieder Dunkel aber diesmal waren wir in einem Ort angekommen und suchten nur noch nach einem Hotel, das wir schnell fanden. Da der Italiener den einzig Funktionierenden Kilometerzähler hat und diesmal darauf achtete, wussten wir dass wir knapp über 70km weit kamen in ca 4h. Beim Abendessen bekamen wir nicht was bestellt wurde und wieder teurer als erwartet und ausgemacht, weshalb wir immer noch hungrig und enttäuscht zum nächsten Restaurant gingen wo der Franzose und Italiener eine Reihe jugendlicher Kennenlernten und zum Trinken eingeladen wurden, der Spanier und ich, die hungrigeren zu einem Vietnamesen mit seinem Bruder gingen der uns auf 3 Gänge typisch vietnamesischen Essen sowie Reisschnaps einlud, und uns viel über sich und die Kultur erzählte, sowie dass wir die ersten Besucher seiner Heimatstadt in 30 Jahren waren, weshalb er uns zur Feier des Tages bewirtete, und wir immerhin eine Flasche Reisschnaps dazusteuerten, bevor wir zu den anderen in eine Disko aufschlossen. Wieder viele Freundliche Menschen und wir fühlten uns wie Berühmtheiten überall eingeladen zu werden sowie die fremde Feierkultur kennenzulernen. Die Frauen waren Freizügig angezogen was man in Asien sonst nur in den Touristengebieten zu offensichtlichen Zwecken kennt. Die Trinkkultur sieht vor immer grosse Runden zu bestellen, weshalb ich schief angeschaut wurde als ich ein Getränk wollte und es nur Flaschen und Dosen gab und ich mich mit einem Bier begnügen musste. Der Franzose hatte ein wenig zu viel und liess ch im wahrsten Sinne den abend nochmal durch den Kopf gehen als wir gegen 4 im Bett waren. Wir hatten 2 Doppelbetten, weshalb wir zu 3t in einem aufwachten erfuhr ich dann später als ich sah dass das Bett auch eine Ladung abbekam.
Tag 4
Wir wachten sehr zerknautscht auf und wurden mit einer Rechnung Empfangen, erfuhren jedoch dass es nur zu zahlen ist wenn wir noch länger blieb, somit packten wir in Windeseile unsere Sachen, sattelten die Motorräder und machten uns auf den Weg von Chion Thành nach wo auch immer wir ankommen auf dem Weg zum nächsten Ziel machten. Vor dem Loafahren und während wir Mittagessen suchten, liessen wir das Öl wechseln. Diesmal änderte sich unterwegs nicht nur die Landschaft, die bergiger, ruhiger und auch aufs neue schöner wurde, die Strasse wurde unglaublich viel schlechter und so wechselten sich rote und graue Schotterstrassen mit gut Asphaltierten ab und glatte Abschnitte mit Schlaglöchern und Huppeln sodass wir trotz zeitigem Start 6h für die 130km nach Gia Nghia brauchten wo wir zum Sonnenuntergang ankamen und im Zwielicht noch ein Hotel fanden bevor es komplett dunkel wurde.
Unterwegs hatten wir allerlei freundliche Begegnungen und wunderschöne Landschaften, verschlafenen Dörfer und vielfrequentierte Hupelstrassen durchquerten. An einem Stopp beschloss ich mir ein 20l Wasserbehälter mit Trinkwasser zu kaufen den ich jedoch nur schlecht befestigen konnte und der das Motorrad ungleich instabiler werden liess. Er rutschte viel herum und ich probierte allerlei Möglichkeiten der Befestigung aus aber alles war recht unbefriedigend, weshalb ich ihn einmal verlor als ich über Huppel fuhr. Beim erneuten Befestigen kippte das gesamte Motorrad, da der Ständer im weichen Lehmboden nach und nach versank, sodass der Wasserkanister einen Sprung bekam und mein linkes Blinklicht zerbrach, ansonsten jedoch alles heil blieb. Ich liess den Wasserkanister also zurück und war überrascht über die Plötzliche Leichtigkeit des Fahrens. Alle hatten sich inzwischen an ihre Motorräder gewöhnt weshalb wir etwas zügiger vorankamen. Der Regenschauer konnte diesmal dem perfekt verpackten Gepäck nichts anhaben und wir trockneten kurz darauf schon wieder komplett, waren jedoch durch Staub, und Wasser voller Dreck war dann unter der Dusche erst richtig deutlich wurde. Heute war der erste Tag an dem man die Freiheit auf der Strasse richtig fühlte und trotz überaus anspruchsvollem Weg das Gefühl hatten die Strecke bis nach Hanoi zeitig zu schaffen. Walter, der Italiener bekam im Restaurant seinen umgeknickten und sehr dicken Knöchel massiert mit einer Art Tigerbalsalm mit Salz daraufrief, wobei es deutlich besser wurde.
Montag, 29. Juli 2013
Motorradtour durch Vietnam
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